Alles wird teurer? Die Veränderung der Verbraucherpreise auf breiter Front wird als Inflation in Deutschland bezeichnet. Dieser Vorgang hat keine negativen Folgen, so lange sich die Werte in einem bestimmten Rahmen bewegen und den Erwartungen von Unternehmern und Verbrauchern entsprechen. Eine Inflationsrate von jährlich bis zu einer Höhe von ca. 2% wird im Allgemeinen sogar als Preisstabilität bezeichnet, aktuell sind die Werte deutlich höher (Abbildung 1).
Zum 22. Februar 2023 hat das Statistische Bundesamt die Revision des Verbraucherpreisindex durchgeführt. Die Revision erfolgt regelmäßig alle 5 Jahre. Das neue Bezugsjahr (Basisjahr) ist 2020. Die Werte werden ab Januar 2020 neu berechnet. Damit verändern sich die Daten der Verbraucherpreisindizes der Jahre 2021 und 2022.
Im Mai 2023 haben besonders die Nahrungsmittel mit einem Plus von 14,9% die Inflation in die Höhe getrieben. Im September 2023 waren es „nur noch“ 7,5%. Erfreulich ist auch der im Vergleich zu den Vormonaten relativ geringe Teuerungsbeitrag durch Energie, im September 2023 ein Plus von 1,0%. Damit setzt sich der disinflationäre Trend der Vormonate fort. Daran hat aber auch der statistischer Basiseffekt einen deutlichen Beitrag: Der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket betrafen die Monate Juni-August 2022/2023 und wirkten verbraucherpreissteigernd, dieser Einfluss fällt im September und den kommenden Monaten weg.
Der Marktkonsens für die Inflationsrate im September 2023 ist 4,0%.
Aktuelle Inflation Deutschland Oktober 3,8% (September 4,5%, August 6,1%, Juli 6,2%, Dezember 2022 8,1%)
Warengruppen: Energie -3,2%, Nahrungsmittel +6,1%
Veröffentlichung Inflationsrate November 2023: 29.11.2023
Jahres-Teuerung 2022 6,9% (7,9 % vor Revision 22.02.2023)
HVPI Deutschland Oktober 2023 3,0% (September 4,3%, August 6,4%, Juli 6,5%, Juni 6,8%, Dezember 2022 11,3%, Dezember 2021 5,7%)
Abb. 1: Entwicklung der Inflation in Deutschland von 2006 – September 2023 im Chart. Revision von 2/2023 und 2/2019 berücksichtigt! Datenquelle: destatis.de
Hier finden Sie Informationen zu Verbraucherpreisänderungen in Polen und der Türkei Inflation.
2023
14. August 2023 Leichte Abschwächung beim Preisauftrieb? Die Großhandelspreise sind im Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,8% rückläufig. Wesentlich wurde die Abnahme durch die Mineralölerzeugnisse verursacht, die um 20,8% niedriger ausfielen. Für die Verbraucher relevant: die Großhandelspreise für Obst, Gemüse und Kartoffeln stiegen um 27,5% und auch lebende Tieren kosteten 27,7% mehr.
31. Juli 2023: Die Importpreise sind im Juni 2023 im Vergleich zum Juni 2022 um 11,4% gefallen. Die größte Abnahme seit 2009 lässt auf eine sinkende Inflationsentwicklung schließen.
6. Juni 2023 Interview von Bundesbankpräsident Nagel auf Cäshflow mit Finanzminister Danyal Bayaz aus Baden-Württemberg.
Wie werden sich die Verbraucherpreise in 2023 entwickeln? Voraussichtlich werden diverse Preisgruppen wie Nahrungsmittel und Energie auch in diesem Jahr erhöht bleiben, zumindest höher als vor 2022. In der Tabelle 1 wird die aktuelle Inflation in Deutschland dokumentiert. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine Schnellschätzung üblicherweise zum Monatsende und bestätigt oder revidiert diese in der Mitte des Folgemonats.
Tab. 1: Inflationsrate in Deutschland 2023 und Datum der Veröffentlichung. Quelle: destatis.de
Monat in 2023 | Inflation 2023 | Schnellschätzung Datum der Veröffentlichung |
Januar | 8,7% | 31.03.2023 |
Februar | 8,7% | 01.03.2023 |
März | 7,4% | 30.03.2023 |
April | 7,2% | 28.04.2023 |
Mai | 6,1% | 31.05.2023 |
Juni | 6,4% | 29.06.2023 |
Juli | 6,2% | 28.07.2023 |
August | 6,1% | 30.08.2023 |
September | 4,5% | 28.09.2023 |
Oktober | 3,8% | 30.10.2023 |
November | 29.11.2023 | |
Dezember | 04.01.2024 |
Die zusammengefassten Warengruppen Nahrungsmittel und Energie (Haushaltsenergie und Kraftstoffe) haben in den letzten 2 Jahren die Verbraucherpreise besonders angetrieben. In der Abbildung 1.1 ist der zeitliche Verlauf dargestellt.
Abb. 1.1: Entwicklung der Verbraucherpreise von Energie und Nahrungsmittel im Vergleich zur Inflationsrate, 2021 – 2023. Quelle: destatis.de
Deutlich zu sehen ist, dass die Verbraucherpreise für Energie ihren Höhepunkt bereits überschritten haben: Von 36,5% im September 2022 reduzierten sich die Raten im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat kontinuierlich. Im März 2023 waren es nur noch 3,5%, im April mit 6,8% wieder etwas mehr.
Bei den Nahrungsmitteln ist der Verlauf in den letzten Monaten weniger erfreulich verlaufen; Erst im März 2023 wurde mit +22,3% ein Allzeithoch erreicht. Im April 2023 waren es noch +17,2% gegenüber April 2022.
Hier finden Sie aktuelle Daten zur Kerninflation, hier zur EU. und hier zur Inflation USA
Ursachen und Zusammenhänge
Die Ursachen und Gründe für die aktuelle Inflation sind vielfältig:
- Zu viel Geld: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den letzten Jahren viel Geld geschaffen, um die Wirtschaft zu stützen. Dies hat die Geldmenge erhöht und den Wert des Euros geschwächt. Rohstoffe werden überwiegend in Dollar gehandelt. Beim Import von Rohstoffen ist ein schwacher Euro ein Inflationstreiber. Für Umrechnungen gibt es hier den Dollar Euro Kursrechner.
- Teure Energie: Die Energiepreise sind stark gestiegen, vor allem wegen des Kriegs in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. Die Ukraine ist ein wichtiger Transitstaat für russisches Gas nach Europa. Die Sanktionen haben auch die Ölversorgung beeinträchtigt.
- Hohe Nachfrage: Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ist nach dem wirtschaftlichen Einbruch durch die Corona-Pandemie wieder angestiegen. Dies hat zu Engpässen bei einigen Produkten geführt, wie zum Beispiel Halbleitern, Holz oder Stahl.
- Steigende Löhne: Die Löhne sind in einigen Branchen gestiegen, um Fachkräfte zu halten oder anzulocken. Dies haben die Kosten für die Unternehmen erhöht, die diese an die Verbraucher weitergeben haben.
- Höhere Steuern und Abgaben: Die Bundesregierung hat einige Steuern und Abgaben erhöht, um die öffentlichen Finanzen zu verbessern. Dazu gehören zum Beispiel die CO2-Abgabe, die Mehrwertsteuer oder der Rundfunkbeitrag.
- Basiseffekte: Die Inflation wird im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen. Im Jahr 2020 waren die Preise wegen der Corona-Krise und der gesenkten Mehrwertsteuer relativ niedrig. Deshalb erscheinen sie jetzt im Vergleich höher. Allerdings sind die Energiepreise in den letzen Monaten gesunken, deshalb wird auch die Inflation leicht zurückgehen.
Die hohe Inflation schürt bei vielen Menschen Existenzängste, da sie ihre Kaufkraft verringert. Die EZB versucht, die Inflation zu bekämpfen, indem sie den Leitzins anhebt und ihre Anleihekäufe reduziert. Allerdings ist unklar, wie wirksam diese Maßnahmen sind und wie lange die Inflation anhalten wird. Die Bevölkerung in der Türkei muss mit wesentlich höheren Verbraucherpreisen zurechtkommen. Infos gibt es auf der Seite Inflation in der Türkei.
Definition & Wissen
Der Begriff Inflation stammt aus der Volkswirtschaftslehre und bezeichnet die Veränderung des Verbraucherpreisindex zu einem vorangegangenen Vergleichszeitraum (Monat oder Jahr). Der Preisanstieg kann durch eine Veränderung des Austauschverhältnisses von Güter- zu Geldmenge verursacht werden, wenn sich die Geldmenge erhöht, ohne dass gleichzeitig die Produktion von Gütern im selben Maße zunimmt.
Die Preissteigerung wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Die Verknappung wichtiger Rohstoffe kann ebenso zu einer stärkeren Teuerung führen, wie ein Missverhältnis zwischen der Geldmenge, die sich im Wirtschaftskreislauf befindet, und dem Wert der produzierten Güter.
Genauigkeit: Das Statistische Bundesamt berechnet den Verbraucherpreisindex und damit auch die Inflationsrate mit einer Genauigkeit von 0,1%. Die Wertangaben zu Preisveränderungen bei Warengruppen können weniger genau sein.
Historische Inflationsraten
Oft sind für Preisabschätzungen und Recherchen historische Daten von Bedeutung. In der Tabelle 2 sind die entsprechenden Daten seit 1992 angegeben.
Tab. 2: Entwicklung des Verbraucherpreisindex und der Inflationsraten in Deutschland 1992 – 2022. Quelle: destatis.de
Jahr | Verbraucherpreisindes | Inflationsrate in % |
1991 | 65,5 | |
1992 | 68,8 | 5,0 |
1993 | 71,9 | 4,5 |
1994 | 73,8 | 2,6 |
1995 | 75,1 | 1,8 |
1996 | 76,1 | 1,3 |
1997 | 77,6 | 2,0 |
1998 | 78,3 | 0,9 |
1999 | 78,8 | 0,6 |
2000 | 79,9 | 1,4 |
2001 | 81,5 | 2,0 |
2002 | 82,6 | 1,3 |
2003 | 83,5 | 1,1 |
2004 | 84,9 | 1,7 |
2005 | 86,2 | 1,5 |
2006 | 87,6 | 1,6 |
2007 | 89,6 | 2,3 |
2008 | 91,9 | 2,6 |
2009 | 92,2 | 0,3 |
2010 | 93,2 | 1,1 |
2011 | 95,2 | 2,1 |
2012 | 97,1 | 2,0 |
2013 | 98,5 | 1,4 |
2014 | 99,5 | 1,0 |
2015 | 100 | 0,5 |
2016 | 100,5 | 0,5 |
2017 | 102 | 1,5 |
2018 | 103,8 | 1,8 |
2019 | 105,3 | 1,4 |
2020 | 105,8 | 0,5 |
2021 | ? | 3,1 |
2022 | 7,9 |
Inflation Deutschland 2022 und Revision
Das Statistische Bundesamt hat am 22. Februar die Revision der Daten zum Verbraucherpreisindex publiziert. Dazu wurden die Daten auf das Basisjahr 2020 umgestellt Die letzte Revision erfolgte im Februar 2019. Die Revision beruht auf einer Anpassung des der Wägungsschemata sowie weiterer methodischer Änderungen. Die Revision führt ab 2020 zu geringeren Verbraucherpreisindex-Raten, wie aus der Abbildung 2 hervorgeht. Nach der Revision liegt keine der monatlichen Inflationsraten in 2022 über 10%. So wurde der Höchstwert aus November 2022 von 10,4% auf 8,8% revidiert.
Abb. 2: Inflationsdaten für Deutschland 2021 – 2022 vor und nach der Umstellung auf das Basisjahr 2020.
Die Daten sind in der Tabelle 3 angegeben
Tab. 3: Inflationsrate 2021 und 2022 revidiert am 22.02.2023
Monat Jahr | Basisjahr 2020 (neu) | Basisjahr 2015 (alt) |
Inflation [%] | Inflation [%] | |
Jan. 2021 | 1,2 | 1,0 |
Feb. 2021 | 1,5 | 1,3 |
Mrz. 2021 | 1,8 | 1,7 |
Apr. 2021 | 2,0 | 2,0 |
Mai. 2021 | 2,2 | 2,5 |
Jun. 2021 | 2,4 | 2,3 |
Jul. 2021 | 3,7 | 3,8 |
Aug. 2021 | 3,8 | 3,9 |
Sep. 2021 | 4,1 | 4,1 |
Okt. 2021 | 4,4 | 4,5 |
Nov. 2021 | 4,8 | 5,2 |
Dez. 2021 | 4,9 | 5,3 |
Jan. 2022 | 4,2 | 4,9 |
Feb. 2022 | 4,3 | 5,1 |
Mrz. 2022 | 5,9 | 7,3 |
Apr. 2022 | 6,3 | 7,4 |
Mai. 2022 | 7,0 | 7,9 |
Jun. 2022 | 6,7 | 7,6 |
Jul. 2022 | 6,7 | 7,5 |
Aug. 2022 | 7,0 | 7,9 |
Sep. 2022 | 8,6 | 10,0 |
Okt. 2022 | 8,8 | 10,4 |
Nov. 2022 | 8,8 | 10,0 |
Dez. 2022 | 8,1 | 8,6 |
Die neu berechnete Jahres-Inflationsrate für 2022 sinkt um 12,7% von bisher 7,9% auf 6,9% (Daten siehe Abbildung 2 und Tabelle 3).
Statistik 2022: Durchschnitt, Median
Wie hoch war die durchschnittliche Inflation in 2022? In der Tabelle 4 sind neben dem Mittelwert 2 weitere statistische Kenngrößen angegeben. Die Jahresteuerung 2022 beträgt im Durchschnitt 6,9% bei einem Medina von ebenfalls 6,9% und einer Standardabweichung von 1,6%. Ein Spitzenwert, der vergleichbar zuletzt in Deutschland in den 50er Jahren ermittelt wurde! Die Daten vor der Revision am 22.02.2023 lagen deutlich höher.
Tab. 4: Inflation Jahresdurchschnitt 2022 (vor und nach Revision vom 22.02.2023) = 6,9%, Median und Standardabweichung, Monate Januar – Dezember
seit Revision 22.02.2023 | vor Revision 22.02.2023 | |
Mittelwert | 6,90% | 7,90% |
Median | 6,90% | 7,50% |
Standardabweichung | 1,6 | 1,7 |
2020
Monat in 2020 | Inflationsrate |
Januar | 1,7% |
Februar | 1,7% |
März | 1,4% |
April | 0,8% |
Mai | 0,6% |
Juni | 0,9% |
Juli | -0,1% |
August | 0,0% |
September | -0,2% |
Oktober | -0,2% |
November | -0,3% |
Dezember | -0,3% |
2019
Die Benzinpreise haben in Abhängigkeit vom Ölpreis in mehreren Monaten stark geschwankt. Das wirkte sich zeitnah auf den Verbraucherpreisindex aus. Die Inflation wurde 2019 besonders durch die Preisentwicklung für Energie (Haushaltsenergie und Kraftstoffe), Nahrungsmittel, sowie Dienstleistungen und Wohnungsmieten bestimmt.
Monat in 2019 | Teuerung |
Januar | 1,4% |
Februar | 1,6% |
März | 1,5% |
April | 2,0% |
Mai | 1,4% |
Juni | 1,6% |
Juli | 1,7% |
August | 1,4% |
September | 1,2% |
Oktober | 1,1% |
November | 1,1% |
Dezember | 1,5% |
2018
Monat in 2018 | Inflationsrate |
Januar | 1,4% |
Februar | 1,1% |
März | 1,5% |
April | 1,3% |
Mai | 2,1% |
Juni | 1,9% |
Juli | 1,9% |
August | 1,9% |
September | 1,9% |
Oktober | 2,3% |
November | 2,1% |
Dezember | 1,6% |
Die Inflationsrate stellt die vom Statistischen Bundesamt festgestellten Änderungen der Verbraucherpreise, nicht die Entwicklung der Vermögenspreise, dar. Und diese sind in den Letzen Jahren zum Teil erheblich gestiegen, sodass der Begriff Vermögenspreisinflation die Runde macht. Gemeint ist dabei der durch die Liquiditätsflutung der EZB bewirkte Anstieg bei Sachwerten wie Aktien oder Immobilien.
2017
Monat in 2017 | Inflationsrate |
Januar | 1,6% |
Februar | 1,9% |
März | 1,4% |
April | 1,7% |
Mai | 1,2% |
Juni | 1,4% |
Juli | 1,4% |
August | 1,6% |
September | 1,7% |
Oktober | 1,3% |
November | 1,6% |
Dezember | 1,4% |
2016
Monat in 2016 | Inflationsrate |
Januar | 0,5% |
Februar | 0,1% |
März | 0,3% |
April | -0,1% |
Mai | 0,2% |
Juni | 0,3% |
Juli | 0,5% |
August | 0,4% |
September | 0,6% |
Oktober | 0,8% |
November | 0,8% |
Dezember | 1,5% |
2015
Monat in 2015 | Inflationsrate |
Januar | -0,3% |
Februar | 0,1% |
März | 0,3% |
April | 0,5% (Vorab 0,4%) |
Mai | 0,7% |
Juni | 0,3% |
Juli | 0,2% |
August | 0,2% |
September | 0,0% |
Oktober | 0,3% |
November | 0,4% |
Dezember | 0,3% |
2014
Monat in 2014 | Inflationsrate |
Januar | 1,3% |
Februar | 1,2% |
März | 1,0% |
April | 1,3% |
Mai | 0,9% |
Juni | 1,0% |
Juli | 0,8% |
August | 0,80% |
September | 0,8% |
Oktober | 0,8% |
November | 0,6% |
Dezember | 0,2% |
2013
Monat in 2013 | Inflationsrate |
Januar | 1,7% |
Februar | 1,5% |
März | 1,4% |
April | 1,2% |
Mai | 1,5% |
Juni | 1,8% |
Juli | 1,9% |
August | 1,5% |
September | 1,4% |
Oktober | 1,2% |
November | 1,3% |
Dezember | 1,4% |
2012
Monat in 2012 | Inflationsrate [%] |
Januar | 2,1 |
Februar | 2,3 |
März | 2,1 |
April | 2,1 |
Mai | 1,9 |
Juni | 1,7 |
Juli | 1,7 |
August | 2,1 |
September | 2 |
Oktober | 2 |
November | 1,9 |
Dezembe | 2,1 |
Änderung des Bezugsjahrs 2010=100%
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt monatlich die Verbraucherpreise bekannt. Die Veränderung der Verbraucherpreise, die in Prozent angegeben wird, benötigt einen Bezugszeitpunkt. Für dieses Datum wird der Verbraucherpreis gleich 100% gesetzt und künftige Veränderungen darauf referenziert.
Für die Veränderung der Verbraucherpreise von 2005 bis 2012 wurde bisher als Bezugsjahr 2005 zugrunde gelegt.
Quasi rückwirkend ab 2010 hat das Statistische Bundesamt zum Februar 2013 das Bezugsjahr 2010 = 100% gesetzt. Die nächsten Jahre beziehen sich die Änderungen der Verbraucherpreise daher auf dieses Referenzjahr. Die bisher nach 2010 berechneten Werte mit Bezugsjahr 2005 wurden umgerechnet. Für die Ökonomen ist allerdings nicht die Höhe des Verbraucherpreises, sondern die Veränderung von Bedeutung, denn diese entspricht der Inflationsrate.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Verbraucherpreisänderung ist groß, denn die Änderung ist der wichtigste Indikator für die Entwicklung der Kaufkraft. Darüber hinaus ergibt sich der Realzins aus den Nettozinssatz abzüglich der Verbraucherpreisänderung.
2011
Monat in 2011 | Inflationsrate [%] |
Januar | 2 |
Februar | 2,1 |
März | 2,1 |
April | 2,4 |
Mai | 2,3 |
Juni | 2,3 |
Juli | 2,4 |
August | 2,4 |
September | 2,6 |
Oktober | 2,4 |
November | 2,4 |
Dezember | 2,1 |
Der Leitzins wurde auf ein historisches Tief gesenkt, um den bedrohten Euro-Peripherieländern eine günstige Kreditaufnahme zu ermöglichen, damit ihre Wirtschaftsleistung nicht noch weiter geschwächt wird. Im Ergebnis war nun eine größere Geldmenge im Wirtschaftskreislauf.
Aufgrund der Mitte 2011 wieder sich verschärfenden Finanzkrise wurde der Leitzins sogar von 1,5% auf nunmehr 0,75% gesenkt. Damit wurde die Kluft zwischen der Inflationsrate in Deutschland (und der restlichen EU) und den am Markt für den Verbraucher zu erzielenden Zinsen (Tagesgeld etc.) noch größer: es gab nur noch negative Realzinsen für Geldanlagen mit überschaubaren Risikoverhältnis.
2010
Monat in 2010 | Inflationsrate [%] |
Januar | 0,8 |
Februar | 0,6 |
März | 1,1 |
April | 1,04 |
Mai | 1,2 |
Juni | 0,9 |
Juli | 1,2 |
August | 1 |
September | 1,3 |
Oktober | 1,3 |
November | 1,5 |
Dezember | 1,7 |
Gefühlte -, offizielle – und reale/tatsächliche Inflationsrate
Viele Bürger haben das Gefühl, die offiziell vom Statistischen Bundesamt berechnete Verbraucherpreisindex-Rate stimmt nicht mit der gefühlten oder wirklichen Inflation überein. Das ist kein Wunder bei Preisanstiegen von 20% und mehr bei verschiedenen Energieleistungen oder auch bei einzelnen Nahrungsmitteln, auch solche die der unmittelbaren Grundernährung zuzuordnen sind.
Trotzdem: Die „gefühlte Inflation“ wird letztlich durch die Preise für die Dinge des täglichen Bedarfs bestimmt und dazu zählen in erster Linie Lebensmittel und Energie. Und da spielt es keine Rolle, dass einige kostenlos Angebote von Banken angeboten werden.
Für die Verbraucher ist der Anstieg der Verbraucherpreise gleichbedeutend mit einem Verlust an Kaufkraft, sie können für ihr Geld nicht mehr dieselbe Gütermenge wie vor Monats- oder Jahresfrist kaufen.
Für den Staat und alle Gläubiger ist eine hohe Teuerung ein Segen um die Verschuldung abzubauen.
Immobilienkauf und Kauf von Baugrundstücken nicht VPI relevant
Veränderungen bei Immobilienpreisen, konkret bei Erwerb einer Gebrauchtimmobilie, der Neubau eines Hauses oder der Kauf eines Grundstückes werden bei der Erhebung des Verbraucherpreisindex nicht berücksichtigt. Für das Statistische Bundesamt handelt es sich dabei um eine Investition oder eine Kapitalanlage. Der VPI berücksichtigt aber nur Waren oder Dienstleistungen, die für Konsumzwecke erworben werden. Dazu zählen auch Mieten.
Hauserwerb wird als nicht konsumtiv eingestuft und damit wird die Entwicklung der Häuserpreise nicht in die Inflationsrate abgebildet. Dies gilt auch für die Entwicklung der Grunderwerbssteuer.
Berücksichtigt wird im VPI für selbstgenutztes Wohnen dagegen eine „unterstellte Mieten der privaten Haushalte für selbstgenutztes Wohneigentum“. Die Entwicklung der Mietpreise und die der Hauspreise (plus Nebenkosten wie beispielsweise der Grunderwerbssteuer) sind aber nicht gleich.
Warum selbstgenutztes Wohnen nicht, Mietwohnen dagegen konsumtiv ist bleibt den Systematikern überlassen.
Bei Immobilienkauf real deutlich höhere Verbraucherpreise
Bedeutet: die reale Inflationsrate ist seit dem deutlichen Anstieg der Bauland- und Hauspreise sowie der Grunderwerbsteuer für alle Bauherren deutlich höher als die vom Statistischen Bundesamt offiziell berechnete.
Berechnung der Inflationsrate
Die Berechnung wird hauptsächlich über zwei Methoden durchgeführt. Der sogenannte Laspeyres-Index, mit dem auch die Inflationsrate privater Haushalte in Deutschland bestimmt wird, misst, was der Warenkorb des Vorjahres heute kosten würde. Hierbei werden die Mengen des vorangegangenen Jahres mit den heutigen Preisen berechnet und diese Zahl durch die Mengen des alten Jahres zu den alten Preisen geteilt. Ein alternativer Ansatz, die Inflationsrate zu bestimmen, ist der Paasche-Index. Dabei wird gemessen, was ein heutiger Warenkorb mit aktuellen Mengen kostet und verglichen mit derselben Menge zu alten Preisen.
Probleme ergeben sich unter anderem durch Qualitätsverbesserungen, die schwer eingepreist werden können, sowie Substitutionseffekte, also die Ersetzung von teurer gewordenen Produkten durch günstigere mit ähnlichen Eigenschaften (etwa Butter durch Margarine). Tendenziell überschätzt der Laspeyres-Index daher die Teuerungsrate, während der Paasche-Index sie etwas unterschätzt.
Formel
Die Formel für die Berechnung der monatlichen Inflationsrate lautet:
[(neuer Verbraucherpreisindex / Verbraucherpreisindex Vorjahresmonat) • 100] – 100
Es wird also der prozentuale Anstieg der Verbraucherpreise eines Monats zum jeweiligen Vorjahresmonat bestimmt.
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) Bei dem zugrundegelegten Warenkorb werden die nationalen Verbrauchsgewohnheiten berücksichtigt. Der EU-Index wird aus dem Preisindex der einzelnen Länder gewichtet. Wie das Statistische Bundesamt veröffentlichte, ist der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland im Oktober 2011 um 2,9 % höher als im Oktober 2010.
Eurostat, das statistischen Amt der Europäischen Union, schätzt die Teuerung im Euroraum im Oktober 2011 auf rund 3 %.
Die Bundesanstalt Statistik Österreich (STATISTIK AUSTRIA) hat eine Änderung der Verbraucherpreise für den gleichen Monat von 3,8 % errechnet.
Nach den Konvergenzkriterien des Maastrichter Vertrages darf jedoch der HVPI nicht über 1,5 % über der Preissteigerungsrate der drei preisstabilsten EU-Länder liegen.
Revision des Verbraucherpreisindex
Das Statistische Bundesamt hat mit Stichtag 21.02.2019 eine Revision des Verbraucherpreisindex vorgenommen. Das bedeutet, als Bezugsjahr gilt nun nicht mehr 2010 sondern 2015. Zusätzlich wurde auch das Wägungsschemata angepasst und die Erfassungsmethode wurde verändert.
Wichtig: Als Folge davon ändern sich die bisher bereits vom Statistischen Bundesamt berechneten und bereits publizierten Werte des Verbraucherpreisindex seit 2015.
Noch wichtiger: ein Blick auf die alten und nach der Revision berechneten (korrigierten) Inflationsraten von 2015 zeigt: Die neue Methodik führt zu niedrigeren Inflationsraten (Abbildung 3).
Abb. 3: Änderung des Verbraucherpresindex von Deutschland durch die Revision vom 21.02.2019. Datenquelle: destatis.de
Finanzkrise bremst privaten Konsum
Die Krise durch das Coronavirus führt zu einer deutlichen Rezession in Deutschland und fast allen anderen Ländern. Das führt zu einem drastischen Verlust in der Verbraucherzuversicht, was sich in einem deutlichen Rückgang bei den Anschaffungen zeigt.
Auch als die Finanzkrise in 2008 auf die Realwirtschaft durchschlug, kam es zu weitgehender Zurückhaltung sowohl beim privaten Konsum als auch bei Investitionen. Dadurch bilden sowohl Unternehmen als auch Verbraucher größere Rücklagen, entziehen dem Geldkreislauf also Geld. Dieser Effekt war so groß, daß selbst die Zentralbanken nicht mit einer Ausweitung der Geldmenge durch niedrigere Zinsen gegensteuern konnten – so drückte die EZB den Leitzins auf historisch einmalig niedrige Werte, konnte eine leichte Deflation, also einen Abfall des Preisniveaus, aber nicht verhindern. Nach Überwindung nahm die Inflationsrate in der gesamten EU wieder normale Werte an.
Korrelation Wachstumsrate Geldmenge M3 und Verbraucherpreis-Entwicklung
Die Bundesbank hat in einer Analyse die Zusammenhänge der Wachstumsrate der Geldmenge und der Entwicklung der Verbraucherpreise in einer Forschungsarbeit statistisch mit einer Wavelet-Analyse untersucht: „Damit sind wir in der Lage, den Grad der Gemeinsamkeit von Schwingungen von Geldmengenwachstum und Inflation auf unterschiedlichen Frequenzen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu analysieren und Aussagen über den Vorlauf bzw. Nachlauf der beiden Zeitreihen im Verhältnis zueinander zu machen.“ (Quelle: Deutsche Bundesbank No 33/2014 : Money growth and consumer price inflation in the euro area: a wavelet analysis, Martin MandlerMichael Scharnagl)
Das Fazit der Untersuchung ist, dass eine sehr hohe Korrelation zwischen der Wachstumsrate der Geldmenge M3 und der HVPI-Inflation (HVPI = Harmonisierter Verbraucherpreisindex) für sehr langfristige Schwingungen besteht. Dabei hat das Geldmengenwachstum einen Vorlauf von zwei bis drei Jahren.
Zinsen – Inflationsrate = Realzinsen
Da bleibt in der Finanzkrise nicht viel an konservativen Anlagemöglichkeiten. Kapitalerhalt ist angesagt, aber nur schwer zu realisieren. Vielleicht mit einem guten Tagesgeld Angebot.
Auswirkungen der CO2-Abgabe auf die Teuerung
Die Maßnahmen zur Klimaneutralität werden über die Co2-Preise und die Kosten für den entsprechenden Umbau der deutschen Wirtschaft zu zum Teil deutlichen Preissteigerungen führen.
Der Sachverständigenrat schreibt dazu in seiner Konjunkturprognose 2021 und 2022:
„Im Januar erhöhten sich die Preise für Energieprodukte im Vormonatsvergleich um 5,4 %. Besonders deutlich waren die Preisanstiege bei Kraftstoffen und Heizöl. Hier wirkt neben der Rückführung der temporären Umsatzsteuersenkung vor allem die Einführung der CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme preistreibend. Insgesamt könnte diese Reform die Verbraucherpreise im Jahresverlauf zusätzlich um 0,6 bis 1,2 % erhöhen (Nöh et al., 2020).“
Literatur
Goldmann Sachs, Jari Stehn: Preisauftrieb nur vorübergehend
https://www.dbresearch.com/ David Folkerts-Landau, Peter Hooper, Jim Reid: Eine kritische aktuelle Analyse der ungebremsten Finanz- und Makroökonomie.
Herrmann M., 2020: Inflationsziel der EZB. Verbraucherpreise und Vermögenspreise im Fokus. Seminararbeit Grin Verlag. Abstract.
Medeiros M., Vasconcelos G., Veiga A., Zilberman E., 2019: Forecasting Inflation in a Data-Rich Environment: The Benefits of Machine Learning Methods. Journal of Business & Economic Statistics. 39. 1-45. 10.1080/07350015.2019.1637745. PDF
Nöh L., Rutkowski F., Schwarz M., 2020: Auswirkungen einer CO2-Bepreisung auf die Verbraucherpreisinflation, Arbeitspapier 03/2020, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wiesbaden.
Oloko T., Ogbonna A., Adedeji A., Lakhani N., 2021:. Oil price shocks and inflation rate persistence: A Fractional Cointegration VAR approach. Economic Analysis and Policy, Elsevier, vol. 70(C), pages 259-275.
Podcast avenir-suisse.ch – Was wäre, wenn die Inflation ausser Kontrolle geraten würde?
News
10.07.2023 In einem Interview mit Bloomberg Television am Sonntag in der französischen Stadt Aix-en-Provence schlug der Gouverneur der Bank von Portugal vor, dass seine Kollegen nicht daran zweifeln sollten, dass ihre Geldpolitik funktioniert.
Mario Centeno, Mitglied des EZB-Rats, sagte, er sei zuversichtlich, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht habe und schnell zurückgehe, und deutete an, dass das zugrunde liegende Preiswachstum mit Verzögerung folgen werde.
Centeno prognostizierte, dass die Inflation bis Ende dieses Jahres „deutlich unter 3 %“ liegen werde. Das liegt viel näher an der von der EZB angestrebten 2 %-Marke. „Wir zielen auf die Gesamtinflation ab, das ist sehr wichtig“, sagte er. „Und die Gesamtinflation sinkt, tatsächlich sinkt sie schneller als der Anstieg.“
25.06.2023 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Zentralbank der Zentralbanken) in ihrem jährlicher Wirtschaftsbericht 2023: „Die ziemlich einzigartige Kombination aus hoher Inflation und weit verbreiteten finanziellen Anfälligkeiten ist nicht einfach ein Blitz aus heiterem Himmel. Sicherlich haben die Pandemie und in geringerem Maße auch der Krieg in der Ukraine eine wichtige Rolle beim jüngsten Inflationsanstieg gespielt. Doch die Ursachen der aktuellen Probleme liegen viel tiefer. Denn Schulden und finanzielle Instabilität treten nicht über Nacht auf; Sie wachsen mit der Zeit langsam.“
19.06.2023 Laut einer Studie der Allianz Trade, empfinden die Deutschen die Inflation 3mal höher als offiziell ausgewiesen, gefühlt liegt die Rate bei 18%! Offenbar besteht zwischen der gefühlten und ausgewiesenen Verbraucherpreisrate eine große Differenz.
04.01.2023 Die Helaba schreibt: „Die vorläufigen Verbraucherpreise in Deutschland haben Hoffnungen bestärkt, dass die Inflation den Zenit überschritten hat. Es gilt aber zu berücksichtigen, dass der deutliche Rückgang der deutschen Teuerungsrate auf Sonderfaktoren zurückzuführen ist. Insbesondere die Gaspreisbremse mit der staatlichen Übernahme der Abschläge für Gaskunden im Dezember macht sich hier bemerkbar und so ist die Interpretation im Hinblick auf den unterliegenden Inflationsdruck erschwert und der Januarwert dürfte wieder kräftig steigen.“
03.01.2023 Wie schon in den Vormonaten waren auch im Dezember 2022 die Energie mit +24,4% und die Nahrungsmittel mit +20,7% die Gruppen, die die Verbraucherpreise nach oben getrieben haben.
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